Die drei Säulen einer glücklichen Beziehung: Achtsamkeit, Selbstverantwortung und Wissen
Wünschst Du Dir insgeheim die perfekte Romanze? Deine ganz persönliche Liebesgeschichte, in der Du von Deinem Soulmate auf Händen durchs Leben getragen wirst – ganz ohne Konflikte? Wenn ja, bist Du nicht allein… und bei allem was wir in Schnulzen sehen, auch nicht verwunderlich.
Aber eine glückliche Beziehung entsteht nicht durch Zufall oder Schicksal, sondern durch bewusste Entscheidungen, Selbstverantwortung und gemeinsames Wachstum.
In 6 Jahren Ehe, davon knapp 2 Jahre nomadisch und auf engstem Raum im Camper habe ich selbst erlebt, wie herausfordernd und gleichzeitig lohnend es ist, eine tiefe, authentische und erfüllende Beziehung zu führen.
Deshalb arbeite ich heute als Beziehungscoach und integriere somatische Ansätze und EMDR, denn wir können mental alles verstehen, doch es bringt nichts, wenn wir es im Körper nicht fühlen und integrieren können.
Die gute Nachricht ist: Wir können die glückliche Beziehung zu uns selbst und einem anderen Menschen selber gestalten, statt vergeblich darauf zu hoffen.
Hier teile ich meine drei Säulen für eine glückliche Beziehung mit Dir: Achtsamkeit, Selbstverantwortung und Wissen.
Diese Grundpfeiler bilden für mich das Fundament, auf dem eine glückliche Partnerschaft aufbaut. Sie bieten uns den Wegweiser, um alte Muster zu durchbrechen, gesunde Kommunikation zu fördern und uns auf Augenhöhe zu begegnen.
1. Achtsamkeit: Der Schlüssel zu authentischem Kontakt
Achtsamkeit bedeutet, präsent zu sein – für uns selbst und für unseren Partner. Es ist die Fähigkeit, das Hier und Jetzt wahrzunehmen, ohne zu urteilen, ohne zustimmen zu müssen oder es abzulehnen.
In Beziehungen hilft uns Achtsamkeit, nicht immer wieder auf Basis unserer Trigger zu reagieren und unsere Annahmen und Erwartungen kritisch zu hinterfragen.
Das erfordert Mut, weil wir dabei mit unseren eigenen (Kindheits-)Wunden konfrontiert werden. Es braucht Zeit, zu lernen, diese zu navigieren, anstatt sie zu verdrängen oder in Konflikten zu eskalieren.
Es gibt wenig wo vor wir Menschen mehr Angst haben, als vor unserer Verletztlichkeit. Immer wieder mit einem offenen Herzen in Beziehungen zu gehen, ist herausfordernd.
Aber nur so können wir unsere eigenen Grenzen respektieren, Klarheit über unsere eigenen Bedürfnisse haben und trotzdem auch die Emotionen unseres Gegenübers validieren.
Es ermöglicht uns, auf tiefere Weise zuzuhören und zu verstehen, anstatt sofort zu reagieren. Erst so kann Raum für Empathie und Vertrauen entstehen.
Real Talk:
Am Anfang meiner Beziehung zu meinem Mann gab es viele Herausforderungen und Konflikte. Wir waren sehr verliebt und gleichzeitig stürzten wir uns Herz über Kopf ins Abenteuer - Ehe nach 6 Monaten Beziehung, Kündigung unserer gutbezahlten Jobs und unserer Wohnung in Berlin, der Umzug in den Van ohne finanzielle Ressourcen und ohne Plan. Das war eine explosive Mischung, die schnell viele Themen auf den Tisch gebracht hat.
Erst als wir begannen, Achtsamkeit in unseren Gesprächen zu kultivieren und einander wirklich zuzuhören, um zu verstehen, was der andere fühlte und brauchte, konnten wir echte Verbundenheit und Intimität aufbauen, die über den ersten Hormoncocktail hinausging.
Daraus entstand unser Heart Talk, der zu einem regelmäßigen und festen Bestandteil unserer Beziehung wurde - nach wie vor eines unserer wertvollsten Beziehungsrituale.
Wie Du Achtsamkeit kultivieren kannst?
Achtsamkeit beginnt für mich mit einer eigenen Praxis. Wähle einen Zeitpunkt an Deinem Tag, an dem es Dir leicht fällt, eine kleine (oder große) Praxis zu integrieren. Nutze Habit Stacking, also das Verbinden einer bestehenden Routine mit der Routine, die Du neu etablieren willst. Mache Deine Praxis zum Beispiel vor Deinem ersten Kaffee.
Ob geführt Meditation, einfach den Atem beobachten oder Dein Lieblingslied hören - Hauptsache, Du übst, im Moment zu bleiben.
Es ist leicht zu sagen: “Ich kann das einfach nicht” und es ist verdammt schwer, am Anfang nur mit sich selbst und den eigenen Gedanken konfrontiert zu sein, denn das sind wir einfach nicht mehr gewöhnt in unserer schnelllebigen und lauten Welt.
Tu es trotzdem, mach es Dir leicht, nutze geführte (Atem-)Meditationen und übernimm Selbstverantwortung.
Veränderung beginnt, wenn wir wirklich in Aktion treten, das Bewusstsein allein reicht nicht aus. Der nächste Schritt ist, Achtsamkeitsrituale, wie den Heart Talk oder Dankbarkeit, in die Beziehung zu integrieren.
2. Selbstverantwortung: Die Macht, unser eigenes Glück zu gestalten
Selbstverantwortung ist die zweite wichtige Säule einer glücklichen Beziehung. Sie bedeutet, dass wir für unsere eigenen Emotionen, Handlungen und Reaktionen die Verantwortung übernehmen. Mein Mann sagt immer so schön: “Jeder hat seine 50%!”
Es ist leicht, dem Gegenüber die Schuld für Konflikte zu geben oder von ihm zu erwarten, dass er uns „heilt“. Doch in Wahrheit ist es unsere eigene Aufgabe, unsere emotionalen Wunden zu erkennen und an ihnen zu arbeiten, uns Unterstützung zu holen, wo wir sie brauchen.
Selbstverantwortung bedeutet auch, Klarheit über die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu haben und diese zu kommunizieren. Viele Beziehungskonflikte und negative Kommunikationszyklen entstehen, weil Erwartungen unausgesprochen bleiben oder weil wir hoffen, dass unser:e Partner:in unsere Gedanken lesen kann.
Stattdessen dürfen wir den Mut haben, uns verletzlich zu machen und offen über das zu sprechen, was wir brauchen – ohne Schuldzuweisungen, sondern aus einem Gefühl der Selbstverantwortung heraus. Nur so können wir die Liebe erfahren, die wir uns wünschen.
Viele Frauen und Paare, mit denen ich arbeite, haben Schwierigkeiten, ihre Bedürfnisse offen anzusprechen, oft aus Angst vor Zurückweisung. Doch wenn wir lernen, unsere Bedürfnisse klar und liebevoll zu kommunizieren, öffnet sich ein Raum für echte Intimität und Verständnis. Meiner Erfahrung nach ist die Herausforderung oft weniger das Bedürfnis selbst, sondern dass wir unser Bedürfnis entweder gar nicht wirklich kennen oder unsere Kommunikation zu Widerstand beim Gegenüber führt.
Statt in Schwarz und weiß zu denken und von vornherein davon auszugehen, dass Dein:e Partner:in Dein Bedürfnis ohnehin nicht ernst nehmen oder verstehen wird, versuch doch einfach mal, Dein Bedürfnis zunächst selber wirklich zu hinterfragen und zu verstehen und es dann in einem geeigneten Rahmen, zum Beispiel bei einem Heart Talk, achtsam und klar zu kommunizieren.
3. Wissen: Das Fundament für Wachstum und Veränderung
Das Wissen darüber, wie Beziehungen funktionieren, ist aus meiner Sicht entscheidend, um eine glückliche Partnerschaft zu führen. Die wenigsten haben gesunde, gewaltfreie Kommunikation gelernt oder wissen, wie man Konflikte löst. Wusstest Du beispielsweise, dass 69% aller Konflikte unlösbar¹ sind und das Verhältnis guter und negativer Interaktionen in glücklichen Beziehungen 5:1² ist?
Das bedeutet auch, dass wir lernen müssen, Risse, die in Konflikten passieren, zu reparieren.
Doch Wissen alleine reicht nicht – es muss auch angewendet werden. Und es braucht Übung, dieses Wissen in der Praxis umzusetzen.
Wissen bedeutet auch, sich selbst besser kennenzulernen – unsere Muster, Glaubenssätze, Erwartungen und Triggerpunkte. Es bedeutet, sich weiterzubilden und bereit zu sein, neue Ansätze und Werkzeuge für den Umgang mit Herausforderungen in Beziehungen zu lernen.
Fazit: Eine glückliche Beziehung ist kein Zufall
Die erste Anziehung ist wichtig. Marianne Williamson sagt, wir Menschen haben im ersten Moment einer Beziehung einen kurzen Moment der Erleuchtung, in der wir die andere Person in ihrem Potenzial wirklich sehen.
Wir verlieben uns in das Potenzial, doch wenn die ersten Socken in der Wohnung verteilt rumliegen und die Spülmaschine nicht “richtig” eingeräumt ist, beginnen die Herausforderungen, das gemeinsame Entpacken unseres mitgebrachten Ballasts. Das ist die echte Arbeit in Beziehungen. Und am Ende zählt nicht das Potenzial, sondern das, was wirklich ist, was wir daraus machen.
Glückliche Beziehungen entstehen nicht von selbst – sie erfordern Hingabe, Arbeit und den Mut, sich immer wieder selbst zu begegnen und sich auf das Gegenüber einzulassen.
Die drei Säulen Achtsamkeit, Selbstverantwortung und Wissen bieten uns eine Orientierungshilfe, um alte Muster zu erkennen, gesunde Kommunikation zu fördern und eine tiefe Verbindung zueinander aufzubauen.
Das Wichtigste, was wir in Beziehungen lernen können, ist, dass wir die Macht haben, unser eigenes Glück zu gestalten – eine glückliche Beziehung ist kein Zufall, sondern eine tägliche Entscheidung für uns selbst und füreinander.
Von Herzen
Josefine
Bereit Verantwortung zu übernehmen?
¹ Gottman, J.M., What Predicts Divorce?"The Relationship Between Marital Processes and Marital Outcomes. Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum Associates, 1994. Print.
² Dr. Gottman reports that stable marriages have a 5:1 ratio of positivity to negativity during conflict, whereas in unstable marriages the ratio is 0.8:1. (Gottman, J.M. and Levenson, R. 1999)